Materialien und Farbenlehre der Bekleidungoder
Woraus bestand die Kleidung und welche Bedeutung hatten Farben?Zu Anfangs wollen wir einmal schauen, welche Materialien für die Herstellung sowie der Verzierung von Bekleidung in der Zeit des 15. Jahrhunderts zur Verwendung kam.
Weit verbreitet und beliebt war
Leinen. Diese aus Flachs, aber auch aus Hanf oder Brennnessel hergestellten Fasern kamen sowohl bei der Bekleidung als auch für Bettzeug verwendet. Der Beruf des Leinenwebers war hochgeschätzt und genoss ein gewisses Ansehen.
Als ältester Stoff kann man sicherlich die
Wolle benennen. Die Schafwolle spielte vor allem im nördlichen Europa eine große Rolle, da sich dort Flachs nur schlecht anbauen ließ. Wollarten wie Kaschmir oder Angora waren zu jener Zeit in Europa noch völlig unbekannt. Ein, auch heute noch gebräuchlicher Begriff ist
Loden den wir heute noch als Lodenmantel beispielsweise kennen. Er charakterisiert ein grobes Wollzeug.
Seit den Kreuzzügen (zwischen etwa 1100 und 1300) kannte man in Europa bereits die
Baumwolle. Allerdings fand Baumwolle nur als Barchent, einem Baumwoll-Leinen-Mischgewebe, Verwendung. Reine Baumwollstoffe waren nur als Importwaren zu horrenden Preisen erhältlich.
Seit dem 12. Jahrhundert war auch
Seide bekannt. Vor allem die Regionen Palermo, Messina und Catanzaro in Italien waren Zentren der Herstellung und Verarbeitung. Seit etwa 1200 kam Bozen eine große Bedeutung zu, da nur über den Brennerpass die Seide nach Mitteleuropa gelangen konnte.
Auch
Mischgewebe aus den zuvor genannten Materialien waren verbreitet. Allerdings bestanden alle ausschließlich aus Naturfasern; Kunstfasern oder Kunststoffe kannte man zu dieser Zeit noch nicht.
Ebenso kam
Filz zur Verwendung, vor allem Wollfilz erfreute sich Beliebtheit. Diese wurden damals aus dem Loden durch
walken hergestellt und auch als Walkstoff bezeichnet. Also gedrückt, geschoben, gestaucht, gepresst und geknetet in einem warmen, schwach alkalischen oder sauren Bad.
Leder nahm eine gewisse Sonderstellung ein. Das einfachste Leder trug teils die Landbevölkerung. Hochwertigeres Leder wurde teilweise eingefärbt und fand sogar im Adel und Klerus Zuspruch. Als Material für die Bekleidung wurde es generell jedoch sehr begrenzt verwendet. Primär diente Leder für die Herstellung von Schuhen und Stiefeln sowie für Handschuhe. Aber auch für Sättel und Riemen fand es Verwendung.
Eine edles Material stellt
Brokat dar, ein schwerer und fester, gemusterter Stoff aus Seide in den Gold- oder Silberfäden (Gold- oder Silberbrokat) eingewoben wurden. Seidenbrokat bestand aus reiner Seide. Brokatstoffe fanden als Brokat sowohl als Möbel- (nur Brokat, Seidenbrokat ist ungeeignet) aber auch als Tapetenstoff sowie als Stoff für Prunkgewänder Verwendung. Diese Stoffe waren extrem teuer und wurden somit ausschließlich von Adligen oder kirchlichen Würdenträgern getragen.
Ähnlich verhält es sich mit
Samt. Nachgewiesen ist der Stoff bereits seit dem frühen 14. Jahrhundert in Italien. Vor allem Venedig, Florenz, Genau und Mailand stellten diesen Stoff her, von dort aus wurde er für den Adel und andere Würdenträger nach ganz Europa exportiert.
Beispiele für Kleidung aus den zuvor genannten Materialien finden sich im Eintrag „Die Gewandung“.Die Materialien kennen wir nun, aber ebenso wie die Auswahl des Stoffes spielte auch die Wahl der Farbe eine große Rolle.
Durch die Kleidungsfarbe wurde der soziale Stand der Person symbolisiert. Allein anhand der Farben konnte man einer Person ansehen, ob es ein Adliger, ein Geistlicher, ein Händler oder ein einfacher Bauer oder Bürger war.
Allerdings existierte keine starre Kleiderordnung, es gab wohl diverse Erlässe in dies Richtung, aber prüfbar auf die Einhaltung sind diese nicht.
Man tat jedoch gut daran, gewisse Farben und deren Bedeutung zu kennen und zu beachten.
((HINWEIS: Die Schriftfarben hier, sollen lediglich einen Anhaltspunkt über die jeweilige Farbe liefern. Es sind keine Referenzwerte!))Wir beginnen mit den „edelsten Farben“, diese waren Angehörigen des 1. oder 2. Standes vorbehalten. Nur selten trug ein wohlhabender Bürger diese Farben.
Rot war die beliebteste Farbe, gefolgt von
Blau und
Grün.
Teuerste und wertvollste Farbe war bereits seit der Antike das
Purpur, diese Farbe war ausschließlich dem höchsten Hochadel und dem hohen Klerus (Kardinälen und dem Papst) vorbehalten. Nur geringfügig günstiger waren die Farben
Scharlachrot, ein etwas dunklerer Rotton, sowie das leuchtende
Indigoblau.
Für Bürger und Bauern, die es sich leisten konnten, ein wenig farbenfroher zu tragen, war
Krapprot (dezentes Rot) sowie
Waidblau (stumpfes Blau) erschwinglich.
Eine besondere Farbe stellte das Gelb dar.
Goldgelb oder, aus Safran hergestelltes
leuchtendes Gelb waren Farben des Adels und sehr teuer. Ein
blasses Gelb (Färberwau) galt als Schandfarbe für die gesellschaftlich Ausgestoßenen, beispielsweise Prostituierte aber auch Juden.
Schwarz war die Farbe des niederen Klerus aber auch die der Magistraten also Bürgermeister und anderer städtischer Amtsträger. Als Basisfarbe für Leinen galt
Weiß, allerdings kein Reinweiß wie wir es heute kennen, es ähnelte der Farbe von Elfenbein.
Auch Mischfarben, wie Grün aus Gelb und Blau waren bekannt, allerdings teuer. Brauntöne (vor allem
Rotbraun und
Dunkelbraun) waren ebenfalls bekannt und erfreuten sich einer gewissen Beliebtheit, vor allem unter wohlhabenderen Bürgern.
Auch
Grau war als Bekleidungsfarbe verbreitet, zumal es ein natürlicher Farbton von Wollstoffen ist.
Eine Sonderstellung und von der Farbregelung ausgenommen hatte die Zatteltracht oder auch die
Narrentracht. Diese war meist bunt und kontrastreich gehalten.
Sämtlichen Farben wurden auch Bedeutungen zugeschrieben. Auf diese wollen wir nun einen Blick werfen.
Die Farbe
Weiß galt als Farbe der Reinheit, Jungfräulichkeit und Unschuld, diese Farbe hatte das Leinen und behielt sie zumindest für die Unterbekleidung. In der Heraldik wurde Weiß durch Silber ersetzt.
Schwarz war die Konterfarbe zu Weiß, es symbolisierte Trauer, Tod und Nacht. In der Heraldik war Schwarz die klassische Farbe.
Das
Goldgelb stand als Symbol für die Sonne, das Göttliche und die Ewigkeit, in der Heraldik entsprach dies dem Gold.
Ein
fahles oder blasses Gelb symbolisiert Neid, Missgunst und Gier sowie Verrat (Judasfarbe).
Das
Grün ist eine zwiespältige Farbe. Einerseits steht es für die Liebe und die (religiöse) Hoffnung, aber es ist auch eine Farbe des Teufels sowie der Ausgestoßenen (Prostituierte trugen in einigen Städten ein gelbes Tuch mit eingewebten grünen Streifen).
Rot ist die Farbe des Blutes und der Auferstehung des Heiligen Geistes. Aber, wie Grün auch, die Farbe des Teufels. Frauen mit roten Haaren galten während des Mittelalters schnell als Hexen.
Purpur war ein Machtsymbol, bereits seit dem alten Rom gehörte es zur Amtstracht hoher Würdenträger.
Die Farbe
Blau war die Farbe des Himmels, aber auch Gottes und der Engel. Ebenso galt sie als Farbe der Keuschheit, der Hoffnung und der Treue (Vergissmeinnicht) aber auch der Sehnsüchte.
Grau zählt eher zu den „unbunten“ Farben, es symbolisiert Neutralität aber auch Eleganz, da es an Silber erinnert. In der Heraldik wird für Grau Silber oder Eisenfarbe genutzt. Grauwerk hingegen ist das Pelzwerk der Heraldik.
Abschließend wollen wir einen kurzen Blick noch auf das eigentliche Färben von Stoffen werfen. Die Berufe, die diese Tätigkeiten ausübten werden hier höchstens kurz erwähnt und anderenorts genauer beschrieben.
Die meisten Stoffe wurden durch Pflanzen gefärbt. Dabei wurde unterschieden, ob es sich um importierte Pflanzen handelte oder nicht. Natürlich spielten auch der Aufwand und der Preis der Pflanze eine Rolle und so unterschied man zwischen edlen und unedlen Farben. Je nach gewünschter Farbe war der Prozess mehr oder weniger Zeitaufwändig. Mit am längsten dauerte es blaue Stoffe zu färben, daher leitet sich noch heute die Redewendung „Blaumachen“ ab.
Wir werfen nun einen kurzen Blick auf einige Farbtöne in der Herstellung.
BlautöneDas Indigo, den „König der Farbstoffe“ gewann man meist aus dem Färberwaid aber auch aus der Indigopflanze. Diese enthielten im Saft einen gelben Farbstoff, der, durch Gärung, zu einem blauen Farbstoff umgewandelt werden konnte. Blau aus echtem orientalischem Indigo war die Farbe des Hochadels, Färberwaid-Blau durfte das Festgewand eines Bauern schmücken. Ebenso wurde Blauholz (mit Alaun), Koschenille, Holunderbeeren, Ritterspornblüten, Rotkraut und Alkanna (mit Alaun) verwendet um verschiedene Blautöne zu erhalten.
BrauntöneUm Braun zu erhalten nutzte man vor allem Nussschalen. Aber auch Rinde und Blüten kamen zum Einsatz. Als Beispiele hierfür seien Ebereschenringe, Weidenrinde, Wacholderholz, Pfingstrosenblüten, Erika/Heide, Ampferwurzel oder Eichenblätter und Walnuss sowie Walnussblätter genannt.
GelbtöneGelbe Farben konnten sowohl aus einzelnen Pflanzen (wie bereits oben bei den Blautönen erklärt) gewonnen werden als auch aus Gemischen verschiedener Pflanzen. Verbreitet waren Eichenblätter und Eichenrinde (jeweils mit Alaun), Bartflechte, Färberginster, Zwiebel, Petersilie, Brombeerblätter, Sonnenblume (mit Alaun), Birke, Brennnessel, Mistel aber auch der teure Safran oder, zur Fälschung des Safranfarbstoffes, die Ringelblume.
GrüntöneGrünfärbungen ergaben sich aus einer Weiterentwicklung der Gelbfärbung mit Eisen. Je nach Gelbton der Basis wurde durch verschiedene Pflanzen ein anderer Grünton, vom hellen Lindgrün bis zu dunklem Khaki erzielt.
Als Färbe-Pflanzen kamen hierbei Birkenblätter, Apfelbaumrinde, Johanniskraut, Bartflechte (mit Chromkali), Efeublätter, Brennnessel, Stiefmütterchenkrauf oder Rhabarber (mit Alaun/Eisensulfat) zur Verwendung.
RottöneWie auch Blau, war Rot schon seit dem alten Rom die Farbe für Kaiser und des Adels. Hierrunter fällt auch das Purpur, das aus dem Saft der Drüsen der Purpurschnecke gewonnen wird und auch das Scharlachrot, welches aus der Kermeslaus gewonnen wird.
Für andere Rottöne wurden Pflanzen wie Waldmeister (mit Alaun), Krapp (mit Alaun), Preiselbeere, Heidelbeere, schwarze Johannisbeere (jeweils mit Alaun) aber auch die Färberdistel verwendet.
Schwarz- und GrautöneGraue Farbtöne wurden aus Brombeeren (mit Eisensulfat), Eichenblätter oder -rinde (mit oder ohne Eisensulfat) oder Galläpfeln (mit Alaun/Weinstein) gewonnen. Grauschwarze Farben erhielt man aus Erlenringe (mit Alaun/Eisensulfat), Kreuzdornrinde und -beeren (mit Alaun/Eisensulfat) oder Holunderringe (mit Alaun/Eisensulfat).
Aber auch aus Blauholz und Sumach (einer Pflanze aus dem arabischen Raum) konnte man Leder, Seide und Wolle tiefe Schwarztönungen geben.
Diese Aufzählungen sollen natürlich nur einen groben Überblick geben. Es wurden noch weit mehr Pflanzen verwendet und auch mit verschiedenen Mineralien kombiniert.